Immer öfters werde ich, unter dem Vorwand ich sei doch Elektriker, gefragt, wie man den am besten die Telekommunikationsverkabelung in seinem Haus/Wohnung beim Neubau oder Umbau machen sollte. Und leider gibt es auch heute noch einige Elektroinstallationsunternehmen, bei denen unter Telekommunikation ausschließlich die eine TAE-Dose im Flur gemeint ist.

Telekommunikation hat sich aber auch im privaten Bereich die letzten Jahre deutlich verändert, eine Entwicklung, die auch für den ein oder anderen Techniker anscheinend noch Neuland ist.

Topologie

Die wichtigste Regel: Alle Netzwerkkabel werden zu einem zentralen Punkt im Haus gelegt. Dort trifft sich die Hausverkabelung des Netzwerkes mit der Anschlussleitung des Providers.

Ein zentraler Punkt hat den Vorteil das man dort alle wichtigen Komponenten wie Switches, Router und den Homeserver unterbringen kann. Weniger und dafür zentrale Komponenten sparen nach meiner Erfahrung häufig auch Energie, zumindest wird aber die Anzahl der möglichen Fehlerquellen durch unnötige Komponenten und Verbindungen vermieden.

Auf ein Telekommunikationsfeld im Elektroverteiler würde ich verzichten, diese sind schon bei wenigen Komponenten und Datendosen voll ausgelastet und nicht erweiterbar. Ein richtiger 19" Wandverteiler ist ab 150€ zu haben, bietet deutlich mehr Platz und erlaubt das die Komponenten ordentlich eingebaut werden können. Zusätzlich hat man den Vorteil das herkömmliche 19" Komponenten, wie Patchpanels oder Switches verwendbar sind.

Rohre

Unsere Technikzentrale hat jetzt also einen 19" Schrank an der Wand und wir haben einen Technikraum (vermutlich im Keller oder neben dem Heizraum) in dem alle Kabel zu einem zentralen Punkt verlegt werden. Jetzt brauchen wir noch einen Weg für unsere Datenkabel, auf welche ich im nächsten Abschnitt eingehen werde.

Da Netzwerktechnik ständig im Wandel ist, sollten Netzwerkleitungen ausschließlich im Leerrohr (z.B. FBY Rohr) zwischen Technikzentrale und Datendose verlegt werden. So haben wir später kein Problem unser Kupferkabel gegen Glasfaserleitungen zu tauschen, ein Wechsel, der früher oder später kommen wird.

Auch an Stellen, die aktuell noch keine Datendose benötigen, sollte schon ein Leerrohr gezogen werden, denn Rohr ist billiger als Wand aufreisen und den ganzen Mist in 10 Jahren noch mal neu zu machen.

Kabel

Auch hier wieder eine wichtige Regel: Es gibt nichts mehr anderes als Netzwerkleitungen!

Ein normales (altes) Telefonkabel hat in einem Neubau oder Umbau nichts mehr zu suchen, denn auch für diese altmodischen Dienste kann man ein Netzwerkkabel nehmen. Ethernet über Telefonkabel ist sicher etwas für jemanden der gerne bastelt, aber spätestens bei Gigabit Ethernet (Standard) kein Spaß mehr.

Das Kabel unserer Wahl ist also ein schönes Netzwerkkabel der Kategorie 7, welches auch für viele zukünftige Anwendungen wie 10 Gigabit Ethernet ausreichend ist. Preislich macht es kaum einen Sinn ein schlechteres Kabel zu verlegen, der Aufwand später zu migrieren steht in keinem Verhältnis zum Preisunterschied.

Dosen / Panels

Verteiler, Rohre und Kabel haben wir bis jetzt auf unserer Planungs- bzw. Einkaufsliste. Am Schluss kommt jetzt noch das Wichtigste: Die Netzwerkdosen bzw. Datendosen.

Hier gibt es in jeder Preisklasse etwas, von einfachen Netzwerkdosen mit Cat5 Norm bis hin zu modularen Steckersystemen der Cat6a ist alles geboten. Es ist relativ egal, für was man sich entscheidet, wichtig ist nur dass ein RJ45 Stecker in die Buchse passt. Abgesehen von der Cat Norm unterscheiden sich die verschiedenen Dosen in der Anschlusstechnik und vor allem im Installationsaufwand für das Konfektionieren.

Auf die Gegenseite, also in unseren tollen Netzwerkschrank, kommen normale 24-Port 19" Patchpanels, welche ab ca. 50€ pro Stück zu haben sind. Das ein oder andere Rangierpanel sorgt dafür, dass die Kabel nicht wild in der Gegend rumhängen und das ganze einigermaßen ordentlich aussieht.

Wohin mit den Dosen?

Eine wichtige Frage ist neben der verwendeten Technik, ein Problem, welches wir weiter oben geklärt haben, vor allem die Anzahl und der Ort unserer Netzwerkdosen. Hierzu ein paar Vorschläge bzw. Regeln, welche sich bei mir in der Praxis bewährt haben.

  • Jedes Zimmer bekommt mindestens eine Netzwerkdoppeldose.
  • Unser Wohnzimmer bekommt in der TV-Ecke mindestens 2 Netzwerkdoppeldosen, besser sogar 3.
  • Der Elektroverteiler bekommt auch eine Netzwerkdoppeldose, schließlich wollen wir auch an Daten von unserem Stromzähler kommen und Einfluss auf unser Smart Home nehmen.
  • Räume die als Büro genutzt werden sollen bekommen auch 2 Doppeldosen, dass gleiche gilt für Räume, die als Kinderzimmer deklariert worden sind.
  • Auch im Dachboden sehen Netzwerkdosen schick aus, spätestens, wenn der Wechselrichter unserer PV-Anlage einen Netzwerkanschluss hat möchten wir auch diese Daten abrufen können.
  • Pro Etage sollte, je nach Gebäude, auch eine Netzwerkdose im Flur vorhanden sein. Dort ist ein guter Punkt für unsere Access Points, damit auch WLAN flächendeckend in ausreichender Qualität verfügbar ist.
  • Türsprechstellen gibt es auch in einer IP-Ausführung, daher sollte auch dorthin eine Leitung gelegt werden.

Um diese Liste kurz zusammenzufassen: Es gibt nicht zu viele Netzwerkanschlüsse, sondern nur zu wenig davon. Langfristig wird jedes Gerät in unserem Haus entweder WLAN können oder über einen Ethernet Anschluss verfügen.

Fazit

Wir können grundsätzlich nicht viel falsch machen, wenn wir nur genug Netzwerkleitungen im Haus verlegen und diese an einer zentralen Stelle bündeln. Wer Geld sparen möchte, sollte auf Leerrohre und Leerdosen in der Wand setzen, an der Anzahl der möglichen Anschlüsse sollte man nicht sparen, außer man baut gerne um weil einem Gartenarbeit keinen Spaß macht.

Viele Empfehlungen aus diesem Artikel sind meine persönlichen Erfahrungen aus der Praxis, jeder kann aber niemand muss es in dieser Form umsetzen.