Vor zwei Wochen hat plötzlich die Tastatur meines N900 gesponnen und da das Gerät noch Garantie hatte gab ich das N900 in Reparatur. Inzwischen ist es wieder zurück, Nokia hat gerade mal 10 Tage benötigt, um die Tastatur zu tauschen. Die Zeit habe ich genutzt, um mir ein HTC Desire Z zu beschaffen und mal genauer anzuschauen und einem Praxistest zu unterziehen. Meine Erfahrungen aus Sicht eines Maemo-Umsteigers ohne Android-Erfahrung sind hier protokolliert.

Eine Kleinigkeit möchte ich gleich zu Beginn anmerken. Das ist das erste Mal, dass ich so was wie ein Android in der Hand hatte, also seht es mir bitte nach, wenn ich ein paar Fakten durcheinander werfe. Zum Beispiel werde ich Android und Sense nicht immer richtig auseinander halten können. Auch der Android-Market ist für mich weitgehend uncharted Territory, meine Erfahrungen beziehen sich deshalb auf das Gerät so wie es von HTC ausgeliefert wird. Auch bei meinen Kommentaren zu Maemo versuche ich nicht zu viel Fremdsoftware zu berücksichtigen bzw darauf hinzuweisen.

Zunächst noch ein wenig zu meinen Gewohnheiten beim Umgang mit Smartphones. Viel tue ich damit nicht. Wichtig sind mir vor allem die Internet-Funktionen.

  • Instant Messaging (Jabber/IRC),
  • Mail,
  • Microblogging (identi.ca),
  • RSS-Feeds,
  • Webbrowsing

Aber auch andere Dinge sind mir dabei wichtig. Zum Beispiel möchte ich von überall über SSH auf meinen Server zugreifen. Tethern, über Bluetooth oder USB, vorzugsweise Bluetooth, weil ich nicht immer ein Kabel mit schleppen will.
Also das volle Programm. Ich denke es ist ziemlich offensichtlich, dass die meisten dieser Punkte sehr textlastig sind, deshalb ist für mich eine gute Tastatur fast unverzichtbar. Vor allem deshalb fiel meine Wahl auf das Desire Z mit QWERTZ-Tastatur.

Auch der Mediaplayer ist mir sehr wichtig, da ich unterwegs fast immer die Kopfhörer auf habe. Alle anderen Funktionen werden mal sporadisch genutzt, oder einfach nur damit gespielt (wenn sie schon da sind), eigentlich könnte ich aber darauf verzichten.

Ok, genug mit dem Vorgeplänkel, auf geht's mit den Fakten.

Hardware

Über die genauen Spezifikationen muss ich wohl nicht zu viel schreiben, da diese schon in vielen Quellen im Internet ausführlich beschrieben wird. Schaut selbst nach.

Das Desire Z wirkt sehr hochwertig, Kunststoff und brushed Metal sowie ein schönes Display unter Glas. Fühlt sich toll an. Allerdings, die Verarbeitungsqualität … zumindest bei meinem Gerät sind ein paar winzige Macken vorhanden. Die Akkuabdeckung schließt nicht richtig bündig ab, das Teil scheint nicht hundertprozentig richtig gebogen zu sein, jedenfalls kann ich spüren, dass die Ecke direkt unter der Kamera etwas mehr übersteht als die anderen drei Ecken, minimal aber fühlbar mehr.
Außerdem ist auf der Akkuabdeckung eine kleine Vertiefung, als wäre da mit einem spitzen Gegenstand was angekörnt, ich kann die Grate fühlen. Auch bei der Displayumrandung sind unten zwei winzige Grate erkennbar. Der Power-Button wirkt etwas wackelig.
Das ist meckern auf sehr hohem Niveau, aber bei einem Gerät dieser Preisklasse sollte man auch hohe Ansprüche an die Verarbeitungsqualität stellen dürfen.

Das Gehäuse des N900 besteht komplett aus Kunststoff, auch das Display (resistiver Touchscreen) hat eine Kunststoffabdeckung deshalb fühlt es sich im direkten Vergleich nicht ganz so hochwertig an.
Dafür ist es hervorragend verarbeitet. Auch nach einigen Monaten intensivem Gebrauch sieht es noch toll aus. Klar, inzwischen gibt es die üblichen Gebrauchsspuren, kleinere Kratzer auf dem Display, die sind aber bei aktivem Display nicht zu sehen. Auch der Slider-Mechanismus hat inzwischen leichte Kratzer neben der Tastatur hinterlassen. Abgesehen davon ist alles tiptop in Schuss. Spaltmaße usw. sind absolut in Ordnung.

Abgesehen von der Verarbeitungsqualität gibt es weitere Unterschiede bei der Ausstattung, die mich am N900 insgesamt sehr überzeugen.
Da wären zum Beispiel die Stereo-Lautsprecher, auch wenn ich sie selten nutze ist das ein nettes Feature, vor allem weil der Klang wesentlich besser ist als der winzige Mono-Lautsprecher des Desire Z. Der Infrarotsender ist nett, damit funktioniert das N900 als Universalfernbedienung. Außerdem gibt es eine zweite Kamera neben dem Display für Videochats. Nutze ich zwar nicht, aber falls jemand so was braucht ist sie da. Auch den kleinen Fuß finde ich wirklich praktisch, wenn das Gerät auf dem Tisch steht. TV-Out ist ebenfalls möglich und es gibt einen FM-Transmitter, damit kann man seine Multimedia-Bibliothek über das Autoradio hören. Das frisst natürlich am Akku, also kann man es selten wirklich nutzen, aber praktisch, wenn das Autoradio kein MP3 kann und man keine CDs mitschleppen will.
Und zuletzt lässt sich die microCD-Karte wechseln, ohne den Akku zu entfernen oder das Gerät auszuschalten. Android scheint das Software seitig vorzusehen, aber wenn man den Akku ausbauen muss um an die Karte zu kommen, nutzt das beim Desire Z natürlich nichts.

Ja, Hardware können die Finnen! All das hat das Desire Z nicht.

In der täglichen Nutzung habe ich in der gesamten Zeit eigentlich nur einen Nachteil am N900 entdeckt, die Kameraabdeckung öffnet sich sehr leicht, wenn man das Gerät in eine Tasche schiebt. Natürlich könnte man das N900 auch andersherum in die Tasche schieben, dann wäre aber der Kopfhöreranschluss unten in der Tasche.

Die Tastatur

Das erste große Thema für mich.
Die Tastatur des Desire Z besteht aus Kunststoff-Tasten und ist sehr großzügig dimensioniert, mit viel Platz zwischen den Tasten, das wird einigen bekennenden Wurstfingern entgegen kommen. Schön ist, dass es doppelte Umschalttasten und Fn-Tasten gibt. Auch eine Tab-Taste, Menü, und zwei frei definierbare Funktionstasten sind vorhanden. Nicht so schön finde ich, dass keine Pfeiltasten vorhanden sind. Auch dass die Umlaute nur über eine Drittbelegung erreichbar sind empfinde ich als Nachteil.

Beim N900 sind die Tasten deutlich dichter beieinander, praktisch ohne Abstand dazwischen. Es gibt Tasten für die Umlaute und Pfeiltasten, auch wenn die Pfeile ↑ und ↓ auf der deutschen Tastatur nur über die Fn-Taste zu erreichen sind – ein Kompromiss um die Umlaute unterzubringen

Das Tippgefühl beim N900 ist für mich wesentlich angenehmer. Jede Taste hat einen absolut knackigen Druckpunkt, die kurzen Abstände sorgen für kurze Wege der Finger.
Im Vergleich dazu benötige ich beim Desire Z länger um die Tasten zu finden (also mit dem Finger zu treffen). Auch die Druckpunkte sind mMn eher schwammig, wenn ich die Tasten nicht genau mit dem Fingernagel erwische sind sie schwergängig. Dadurch fällt es schwer zu erfühlen, ob die Taste auf den Druck reagiert hat oder nicht. Besonders schlimm ist dieser Effekt bei den größeren Tasten, die Leertaste und besonders die linke Umschalttaste zum Beispiel haben anscheinend mehrere Druckpunkte, da muss man natürlich dann auch die Taste an der richtigen Stelle treffen.

Ok, und was ist jetzt mein Urteil? Ich kann auf dem N900 besser tippen. Möglich, dass das eine Sache der Gewohnheit ist, aber die Zahlen bei einem Speedtest sprechen für sich: Mit dem N900 schaffe ich rund 20 Anschläge pro Minute mehr!

Mechanik

Der Klappmechanismus sorgt beim Desire Z immer wieder für Diskussionen. Viel zu lasch, sagen viele, und dass es von alleine zuklappt, wenn man das Gerät zu hoch hebt (zum Beispiel wenn man im Bett liegt). Ja, da hätte HTC vielleicht ein paar Magnete spendieren können, damit das Display im geöffneten Zustand mehr Halt hat.

Allerdings frage ich mich auch wie man das Gerät in der Hand halten muss, damit das passiert. So wie ich es halte ist fast immer irgendwo ein Finger, oder ein Handballen an der Displayumrandung – schon eine leichte Berührung reicht aus um das Display in Position zu halten. Da klappt auch kopfüber nichts zusammen. Ob das Kabel zwischen den beiden Gerätehälften häufiger Belastung standhält oder irgendwann einem Kabelbruch zum Opfer fällt, kann nur die Zeit zeigen.

Das N900 ist ein klassischer Slider, fühlt sich knackig an und rastet in beiden Positionen sicher ein. Der Nachteil dieser Slider ist natürlich immer, dass neben der Tastatur Kratzer entstehen können, das N900 ist keine Ausnahme. Ich habe die Vermutung, dass Nokia beim Tastaturtausch eine gebrauchte Tastatur verbaut hat, jedenfalls sind jetzt stärkere Kratzer sichtbar als vorher.

Display

Ein weiterer wichtiger Punkt ist natürlich das Display – bei Smartphones immerhin die Benutzerschnittstelle überhaupt. Da gibt es natürlich auch deutliche Unterschiede.

Das Display des Desire Z sieht einfach nur verdammt sexy aus. Das liegt sehr wahrscheinlich auch an der Glasoberfläche, außerdem ist es größer. Die Bildschirmbeleuchtung ist stufenlos regelbar, was wohl eher an der Software liegt. Um den Akku zu schonen wird man vermutlich beide Geräte auf der niedrigsten Helligkeitsstufe betreiben. Dabei schwächelt das Desire Z dann aber in direktem Sonnenlicht, dann muss man die Helligkeit hoch drehen Das N900 sieht dann zwar auch alles andere als schön aus, bleibt aber besser lesbar. Ich vermute dass das Glas vom Desire Z stärker spiegelt.

An den Touchscreens ist in beiden Fällen nichts auszusetzen. Das N900 hat einen resistiven Touchscreen, reagiert also auf Druck. Das heißt es ist auch mit dem mitgelieferten Stylus zu bedienen, der fehlt mir beim Desire Z manchmal, da ich das Gefühl habe, dass ein Stylus doch eine höhere Präzision ermöglicht als ein Finger.
Dafür reagiert so ein kapazitiver Touchscreen viel schneller als ein Resistiver, da kommt es auch schon mal vor, dass man den Finger noch gar nicht richtig drauf hat, da reagiert der Touchscreen schon. Natürlich ist das auch wieder so eine Gewohnheitssache, aber mir fehlt da ein wenig das Feedback „ja, ich hab wirklich gedrückt“.
Außerdem habe ich mir durch den resistiven Screen vom N900 angewöhnt die Fingernägel zu verwenden – fast wie einen Stylus. Bei einem kapazitiven Display ist das natürlich zwecklos und führt zu ganz anderen Resultaten, wenn nicht der Fingernagel erkannt wird sondern die Fingerkuppe an ganz anderer Stelle. :)

Beide Touchscreens funktionieren aber absolut präzise und der Lernprozess beim Umstieg geht nach und nach voran.

Betriebssystem

Maemo gegen Android. Spannend. Das eine ist ein Debian mit Hildon-Oberfläche, das andere ist eine relativ geschlossene Java-VM (Dalvik) auf einem Linuxkernel.

Ja, wo soll man da beginnen die beiden zu Vergleichen? Das ist ja praktisch nicht möglich. Ich erinnere nochmal daran, dass ich bisher nur Android mit Sense-Oberfläche und ohne Root getestet habe und mich im Android-Universum noch nicht besondrs gut auskenne.

Die Tatsache, dass Maemo ein Debian ist, ist natürlich ultimativ genial. Es gibt die bekannte Paketverwaltung, apt-get, es ist alles so wie man es von einem Debian kennt und es gibt die Möglichkeit weitere Paketquellen einzubinden. Es ist sogar möglich Debian-Applikationen zu installieren, sofern diese für ARM verfügbar sind.
Im Gegensatz dazu hat Android den Market, mit vielen Applikationen – noch fehlt mir da definitiv der Überblick. Und natürlich hat Android eine viel größere Entwicklergemeinde. In vielen Punkten ist das wirklich positiv. Andererseits kosten die meisten Anwendungen etwas, oder es gibt so lustige nervige Werbeeinblendungen. Angry Birds zum Beispiel gibt es für beide Plattformen, für Android ist es kostenlos (mit Werbung), Maemo-Nutzer dürfen nur das erste Kapitel spielen (dafür ohne Werbung).

Die Sicherheitsfrage stellt sich auch. Soweit ich informiert bin gibt es beim Android-Market keinen ausführlichen Review-Prozess und man wird gewarnt auf die Zugriffsrechte zu achten. Manche Applikationen wollen Zugriff auf das Telefon und SMS-Funktionen? Hä? Alarmglocken schrillen auch ohne Warnungen.
Unter Maemo gibt es übrigens auch keinen Review-Prozess in dem Sinne, da läuft das komplett über die Verantwortung der Community. Und da bleiben viele nützliche Applikationen dann lange hängen, wenn man sie nutzen will oder benötigt darf man das extras-devel Repository aktivieren und … das ist vergleichbar mit den PPAs unter Ubuntu oder dem AUR von Arch. Man muss den Entwicklern einfach vertrauen.

Freiheit

Ja, die Freiheit. Also Maemo ist ein vollwertiges Linux, mit Root-Zugriff. Bei Android muss man erst mal ins eigene System einbrechen um den Root-Zugriff zu bekommen. Naja, mehr muss man wohl zum Thema Freiheit nicht sagen.

Multitasking

Bei Android hab ich das Multitasking noch nicht wirklich durchschaut. Es scheint keine direkte Möglichkeit zu geben Anwendungen auch zu beenden (manche Anwendungen bieten eine solche Option an), es gibt zwar Task-Killer im Market, aber es wird allgemein davon abgeraten diese zu verwenden. Anwendungen laufen einfach weiter, solange der Speicher reicht. Wird eine neue Anwendung geöffnet und es steht kein Arbeitsspeicher mehr zur Verfügung, dann wird eine andere Anwendung beendet um wieder Platz zu schaffen. … Ja, wie kontrolliere ich denn, welche Anwendungen bitteschön weiter laufen sollen? Instant Messenger zum Beispiel? Wahrscheinlich laufen da Teile der Applikationen als Dienst, die dann nicht beendet werden.

Maemo bietet echtes Multitasking. Anwendungen laufen in richtigen Fenstern, man kann alle Fenster sehen, sogar den Fensterinhalt und einzelne Anwendungen lassen sich auch beenden. Vom Bedienkonzept finde ich Maemo etwas übersichtlicher.

Instant Messaging

Auch das ist ein wichtiger Punkt für mich.
Da bin ich ziemlich schockiert über die schlechte Integration. HTC liefert da lediglich einen Google-Talk Client aus. Damit ist es natürlich nicht möglich normale Jabber-Accounts zu nutzen. Für andere Chatprotokolle – also auch Jabber – muss man tatsächlich einen anderen Client aus dem Market installieren. WTF? Die Qualität der Anwendungen schwankt natürlich auch stark. Jeder Client bringt sein eigenes Interface mit sich, den Status bei mehreren verschiedenen Protokollen zu ändern dürfte ein Spießrutenlauf werden. Und dann bleibt (für mich) die Frage, was passiert, wenn der Speichermanager anfängt Tasks zu killen? Ihr merkt sicher, dass mir hier ein paar Informationen fehlen.

Da bin ich von Maemo wahrscheinlich sehr verwöhnt, denn Maemo liefert Telepathy mit. Das ist die Technik die auch hinter Pidgin und Empathy steckt und die auch Ubuntu für die Indicator-Menüs nutzt. Viele Protokolle sind von Anfang an verfügbar, weitere lassen sich problemlos über den Application Manager nachinstallieren. Auch Spielereien mit Avahi/Zeroconf sind kein Problem. Über ein Menü kann man sämtliche Verbindungen zentral kontrollieren, und natürlich auch den Status der verschiedenen Protokolle.
Es wird noch besser, sämtliche Kontakte aus jeglichen Protokollen integrieren sich wunderbar in das Adressbuch. Auch die Chats werden alle über das selbe Interface abgehandelt. Dabei ist das Protokoll egal, selbst SMS läuft in der selben Ansicht. Man hat also die gesamte Kommunikation mit einem anderen Menschen protokollunabhängig an einer Stelle gesammelt.

In diesem Punkt hat Android meiner Meinung nach noch viel Nachholbedarf.

Mail

Wieder so ein Thema. HTC liefert ein eigenes Widget – das lustigerweise kein Googlemail (IMAP-Idle/Push) kann. Dafür gibt es wieder eine separate GMail-Applikation die dafür keine anderen Konten kann. Ich habe in der HTC-App auch nirgendwo gefunden, wo man HTML-Mails ausschalten könnte. Das heißt wohl mal wieder im Market stöbern, ob es doch noch einen vernünftigen Mailclient gibt, der sich dann vermutlich wieder nicht ordentlich in Sense integriert. Ein Teufelskreis. :(

Der Maemo-Mailclient ist auch alles andere als perfekt. Ganz im Gegenteil, zum Beispiel kann auch der kein IMAP-Idle, aber dafür kann man Plaintext einstellen. Und natürlich kann man so ziemlich auf jede Debian-Anwendung zurückgreifen. mutt zum Beispiel ;-).

Webbrowsing

Ich muss zugeben, der Android-Browser gefällt mir. Startet sehr flott und stellt auch die Webseiten ordentlich dar. Multitouch ist wirklich nett. Manchmal nervt mich dass Texte beim Zoomen neu angeordnet werden, das sieht noch nicht wirklich flüssig aus.

Maemo macht dies anders, beim Zoomen wird die gesamte Seite skaliert und die Texte nicht neu angeordnet. Das ist häufig auch ein Nachteil, wenn die Schriftgröße endlich angenehm zu lesen ist muss man horizontal scrollen. Schön finde ich bei Maemo, dass man mit den Lautstärke-tasten zoomen kann. Nicht so schön ist, dass der Browser sehr langsam ist, zumindest beim Starten wartet der Browser auf irgend einen Hintergrunddienst, manchmal mehrere Sekunden.

Klar, das Desire Z kann Multitouch. Das Tabbing ist bei Android schön gelöst, Maemo öffnet viele Fenster, das ist auf Dauer anstrengend. Allerdings gebe ich zu, dass ich unter Android noch nie mehr als zwei Tabs offen hatte, vielleicht ist auch da die Ansicht auf Dauer unübersichtlich.

Microblogging

Mit Twitter-Clients wird man zugeschmissen, identi.ca hingegen ist überall ein Stiefkind, deshalb werde ich da nicht weiter drauf eingehen.

Feedreader

Da wird es wieder interessant. Ich gebe zu, dass ich erst durch Android auf die Idee gekommen bin Google Reader eine Chance zu geben. Irgendwie ist es doch sehr stressig auf mehreren Geräten die selben Feeds zu verwalten und die selben „News“ mehrfach zu empfangen. HTC Sense bietet ein schönes Widget, das zeigt alle neuen Einträge seit der letzten Aktualisierung an. Gelesene Einträge werden nach einer Weile entfernt. ungelesene bleiben natürlich drin.
Eines aber überrascht mich, und eigentlich kann es sich dabei nur um einen Bug handeln. Öffnet man Feedeinträge über das Widget, startet der Reader und zeigt einen monolithischen Textblock. Komplett ohne Absätze, Formatierungen oder eingebettete Bilder. Das ist sehr schade, denn das Textverständnis wird extrem erschwert. Besonders schlimm ist das, wenn Zitate oder Codeschnipsel im Text vorkommen, die dann auch nicht formatiert sind.
Öffnet man hingegen den Newsreader und hangelt sich dort zum entsprechenden Eintrag durch, dann wird dieser richtig formatiert angezeigt. Da startet doch die selbe Applikation, wenigstens ist optisch kein Unterschied zu erkennen, warum wird das dann nicht auch vernünftig formatiert?

Oh, und eine weitere Kleinigkeit mit der deutschsprachigen Version von Android/HTC Sense. Im Menü gibt es tatsächlich drei Einträge:

  • Nachrichten,
  • Nachrichten,
  • News und Wetter

Äh, ja. Eines bezieht sich allerdings auf SMS-Nachrichten, die anderen sind wirklich zwei verschiedene Feedreader. Ist nur ein problem der Übersetzung, aber man muss schon genau auf das Symbol achten, damit man das richtige „Nachrichten“ öffnet.

Unter Maemo gibt es standardmäßig auch einen Feedreader, der meiner Meinung nach wirklich grausam ist. Der Reader den ich jetzt installiert habe (FeedingIt) ist akzeptabel, hat nur ein wenig Darstellungsprobleme beim Wechsel zwischen zwei Einträgen im Portrait-Modus und kann scheinbar auch kein Google Reader. Dann gibts in den Paketquellen noch GRR (Google Reader Reader), habe ich allerdings noch nicht lange genug installiert um darüber ein Urteil zu fällen.

Wenn der Anzeigebug nicht wäre, dann gefällt mir der Feedreader vom Desire eigentlich sehr gut.

Mediaplayer

Hier befindet sich Android/Sense in guter Gesellschaft. Gute Mediaplayer bringt nämlich leider niemand so wirklich auf die Reihe. Ich hab sogar schon Hardware Portable Media Player gesehen, die furchtbar sind.

Was erwarte ich von einem guten Mediaplayer? Er soll meine Musik ordentlich sortieren und darstellen können. Dazu muss der natürlich vernünftig mit ID3v2-Tags umgehen können. Coverbilder sollten angezeigt werden, ganz egal ob diese als cover.jpg im Verzeichnis liegen, oder ob diese in die Datei eingebettet sind. Außerdem sollte ein guter Player Musik „gapless“ wiedergeben, also ohne Pause zwischen den Songs, bei Live-Alben ist so was immer gut zu hören, aber es gibt auch einige Konzeptalben bei denen mehrere Songs nahtlos ineinander übergehen. Sodas muss ein Player einfach leisten!
Außerdem wären mehrere Wiedergabemodi wünschenswert. Album-Shuffle zum Beispiel. Meistens höre ich nämlich komplette Alben am Stück und möchte danach ein anderes zufälliges Album hören.
ReplayGain wäre ein weiteres wirklich nettes Feature, damit wird die Lautstärke des Songs während der Wiedergabe angepasst, ohne die Dynamik des Songs zu zerstören oder die Rohdaten zu verändern. Normalisierung ist ein Verbrechen! Das geht sogar wahlweise auf Songbasis oder auf Albumbasis. Man vermeidet dadurch ständiges nachregeln der Lautstärke, wenn lautere und leisere Songs im Wechsel gespielt werden.

Der Sense-Mediaplayer sortiert hingegen Alphabetisch nach den Titeln. Wer ist denn für den Schrott verantwortlich?
Es gibt keine Möglichkeit Künstler/Alben/Songs an die aktuelle Wiedergabeliste anzufügen. „Gerade läuft dieses Album, danach möchte ich gerne das da hören.“ Ist das so eine abwegige Nutzung meinerseits? Ich glaube nicht, viele Player nennen das Party-Modus. Stattdessen darf man mit Playlisten hantieren, die dann aber wieder statisch und unhandlich sind. Wenn man übrigens einen Künstler auswählt und dann das Album anschaut, dann werden die Songs nach Tracknummern richtig sortiert. Wählt man das Album aber zur Wiedergabe aus, dann wird die aktuelle Wiedergabeliste ersetzt. Ähm ja, und die Titel werden dabei wieder alphabetisch sortiert – OMG FAIL!

Maemo ist in diesem Punkt auch nicht besser. Musik wird zum Beispiel immer nach der Track-Nummer sortiert. Funktioniert bei normalen Alben ganz gut, sobald ein Album aber zwei oder mehrere CDs hat wird die CD-Nummer ignoriert. Dann hat man den ersten Song von CD1, gefolgt vom ersten Song von CD2, dann die jeweils zweiten Songs. Doof! Coverbilder wurden bei mir teilweise ignoriert, so dass ich meine komplette Bibliothek neu taggen durfte, nur um die Cover in die Tags zu übernehmen (meine Sammlung besteht aus ogg-Dateien).

Gapless können beide nicht, ReplayGain sucht man auch vergeblich. Album Shuffle ebenfalls – wie gesagt, das können häufig nichtmal Hardware-Player, deshalb sollte ich wohl keine Erwartungen dieser Art haben, aber … :( es stimmt mich furchtbar traurig, dass das wirklich niemand hinbekommt.

Kalender

Ja, so was ist natürlich auch einigermaßen wichtig. Leider liefert Sense keinen vernünftigen Kalender mit, der es mir erlaubt neue Kalender anzulegen. Im Menü ist eine Option vorhanden, aber da öffnet sich nur ein Dialog den ich nur Abbrechen kann. Ansonsten ist natürlich Google Calendar integriert, naja, muss ich nicht unbedingt haben. Wäre schön, wenn man eigene Kalender einbinden könnte, gerne auch von eigenen Servern. Oder wenigstens lokale Kalender die auf dem Gerät gespeichert werden. Wahrscheinlich ist das dieser „PC sync“-Kalender, aber auch nur einer.

Maemo erlaubt Kalender die auf dem Handy gespeichert sind, für Synchronisierung mit Google oder ähnlichem muss man extra Pakete installieren. SyncML und ähnliches ist damit problemlos möglich, auch wenn ich es nicht unbedingt benötige. Schön finde ich, dass mir Maemo automatisch die Geburtstage der Kontakte im Kalender anzeigt, unter Android benötigt man wohl wieder den Market.

Sonstiges

Viel mehr gibt es eigentlich nicht mehr.

Manche nutzen ihr Mobiltelefon vermutlich auch als Wecker. Ich ebenfalls. Enttäuscht war ich, als ich feststellen musste, dass der Wecker im Desire Z nicht aktiv ist, wenn das Gerät „aus“ ist. Richtig aus geht das Desire Z ja nicht, das ist mehr so ein Suspend-Zustand. Damit kann das Gerät dann innerhalb von zwei Sekunden einsatzbereit sein. Der Wecker startet dann sofort nach dem Einschalten. Wahrscheinlich muss man sich mit einer Art Flugzeugmodus behelfen, damit nachts keine Verbindungen genutzt werden, Akku gespart wird und der Alarm trotzdem losgeht.

Das N900 weckt mich selbst wenn es ausgeschaltet wird – und fragt mich nachdem der Alarm deaktiviert wurde, ob das Gerät jetzt booten soll. Unter Maemo gibt es natürlich cron, damit kann man nachts auf ein lautloses Profil wechseln und die Verbindungen deaktivieren, im Repository gibt es Tools die das Einstellen vereinfachen – ich gehe davon aus, dass es so was auch für Android gibt.

Bei Android gefällt mir die Integration der Suchfunktionen. Spracherkennung usw. viele nette Spielzeuge, werde ich aber wohl selten nutzen. Aber da ist wieder die Sache mit den Chatkontakten die nicht ins Adressbuch eingefügt werden – die können dann natürlich nicht gefunden werden.
Außerdem ist ja Instant Search momentan der große Hype, weshalb man bei Android eine extra Suchtaste benötigt? Keine Ahnung, bei Maemo kann ich direkt auf dem Desktop anfangen zu tippen und das Adressbuch wird gefiltert. Kann Android erst, wenn das Telefon/Adressbuch oder die Suchfunktion offen ist.
Dann gibt es übrigens noch einen richtigen WTF im Adressbuch/Telefon bei Namen mit Umlauten. Mein Vater zum Beispiel heißt Günter. Also fang ich an zu tippen: [G][ü] – schon ist die Kontaktliste leer. [G][u] findet auch nichts. Mit der numerischen T9-Tastatur [4][8] für „GU“ funktioniert es aber.
Über die globale Suchfunktion funktioniert das natürlich, aber warum nicht direkt im Telefon? Ist doch ein Umweg: Globale Suche öffnen, Namen eintippen, Kontakt anklicken, Rufnummer anklicken.
Kürzer wäre: Telefon öffnen und Namen eintippen, funktioniert aber nicht wegen den Umlauten.
Hallo Google? Suche und UI könnt ihr doch sonst so gut.

Die Telefon-Applikation von Maemo ist relativ dumm, man merkt schon, dass das N900 ein Internet-Tablet ist, an das ein Telefon drangeflanscht wurde ;). Die Integration des Adressbuchs ist aber aufgrund des oben beschriebenen Bugs allerdings besser.

Ein weiteres Thema mit dem man sich definitiv auseinander setzen muss ist die Cloud. Mit Android führt praktisch kein Weg an Google vorbei. Ich muss zugeben, dass ich von der Idee alle Daten bei Google zu deponieren nicht wirklich begeistert bin … und was wollen die nicht alles wissen.

  • Adressbücher,
  • Mails (nutze ich tatsächlich für bestimmte Dinge aber niemals privat),
  • Kalender und Termine
  • sogar meinen aktuellen Aufenthaltsort.

Tut mir leid, aber das sind mir irgendwie zu viele Informationen und auch zu intime Details. Der Versuch auf diese Integration zu verzichten führt automatisch zu einer großen Einschränkung im Funktionsumfang, die man dann wieder durch Software von Drittanbietern ausgleichen muss.
Natürlich war mir das vorher schon bewusst, das ganze Ausmaß ist mir aber erst jetzt so richtig bewusst geworden.

Fazit

Tja, schwierig. :) Also das fällt mir wirklich schwer, weil beide Geräte ziemlich genial sind. Entscheidend ist wohl, was man damit machen will.

Beide Geräte gefallen mir, wobei das N900 etwas durchdachter scheint und mehr Möglichkeiten bietet (allein durch das Debian-Chroot). Natürlich stellt sich die Frage, was davon ich im täglichen Gebrauch wirklich vermisse. Eigentlich nichts, aber es ist halt schön, wenn solche Funktionen vorhanden sind, falls man sie irgendwann mal brauchen sollte.

Softwareseitig gibt es auch gewaltige Unterschiede. Und vieles ist sicher eine Frage der Gewohnheit. Irgendwie mag ich beide Systeme. Maemo für die Flexibilität, Integration und das Bedienkonzept. Android sieht einfach nur gut aus und ist momentan sehr spannend, weil es für mich natürlich „Neuland“ ist. Ob mir Android besser gefällt als Maemo? Tja, ich gebe zu, dass mir Android von Minute zu Minute besser gefällt, aber Maemo hat auch seine Vorzüge.

Android wirkt allerdings an vielen Stellen auf mich etwas unausgereift. Viele gute Ideen und Ansätze sind vorhanden, aber es gibt auch noch viel Potential für Verbesserungen.
Vielleicht liegen meine Probleme und die beschriebenen Bugs auch an Sense und gar nicht an Android selbst. Aber solche Dinge erwecken bei mir den Eindruck, dass zu viel Zeit in das Aussehen der Oberfläche gesteckt wurde und zu wenig in die Funktionen dahinter oder eine entsprechende Qualitätssicherung.

Es ist sehr deutlich erkennbar, dass beide Geräte eine komplett andere Zielgruppe haben. HTC und Android bedienen den Massenmarkt, das N900 wurde von Nokia als Gerät für Entwickler konzipiert. Für Bastler, Poweruser, Hacker … das Ziel von Nokia war es, Maemo weiter zu entwickeln, damit es bereit für den Massenmarkt wird.

Dummerweise ist Maemo so gut wie tot. Nokia wird es nicht weiterführen. Ob die Community das stemmen kann ist sehr fraglich. Die aktuelle Situation bei Nokia ist aus alles andere als positiv zu bewerten – viele setzen ihre Hoffnung auf MeeGo, es gibt aber auch Gerüchte, dass Nokia auf Windows Phone 7 oder Android setzen könnte. Es sieht momentan alles danach aus als würde sich Nokia mit den zahlreichen Betriebssystemen verzetteln. Schade, denn ich sehe in Maemo eigentlich eine tolle Basis von der vieles in MeeGo übernommen werden könnte.

Ein richtiges Fazit habe ich eigentlich gar nicht. Ich werde beide Entwicklungen weiter verfolgen. The End?

Dies ist mein erster Blogartikel ich hoffe er war interessant zu lesen, auch wenn er sehr lang geraten ist. Vielen Dank an Stefan für die Erlaubnis diesen hier als Gastbeitrag zu veröffentlichen.