Beim Bauen eines Hauses gibt es neben der etablierten konventionellen Elektroinstallation auch ein Konzept das unter dem Namen Smart Home wie die Sau durchs Dorf getrieben wird. In diesem Artikel möchte ich auf mögliche Fallen und falsche Erwartungen eingehen.

Was ist Smart Home?

Fangen wir zuerst einmal mit dem Begriff an, die Wortschöpfung Smart Home besteht aus den beiden englischen Wörtern Smart und Home. Wir kennen diese beiden Worte nur zu gut, dass eine bedeutet für viele von uns einfach nur zu Hause, das andere kennen wir von diesen mehr oder weniger intelligenten Handies welche sich Smartphone schimpfen dürfen.

Eine smarte, also intelligente Wohnung, ist ein durchaus wünschenswertes Ziel. Eine intelligente Wohnung könnte mir lästige Aufgaben abnehmen, z.B. das Automatische öffnen der Rollladen bei Sonnenaufgang im Sommer. Neben viel Komfort lässt sich durch einige Maßnahmen so auch wertvolle Energie sparen, gleichzeitig steigt (wenn alles funktioniert wie es soll) auch der WAF (Woman Acceptance Factor) der eigenen vier Wände.

Was viele glauben was ein Smart Home ist?

Leider glauben viele Menschen das ein Smart Home nichts weiter als die Integration der vorhandenen Elektroinstallation in unser Smartphone oder Tablet ist. Ein gewaltiger Trugschluss, denn die Möglichkeit unser Gebäude mit mobilen Endgeräten zu bedienen ist nur ein netter Nebeneffekt, welchen wir bei der Gelegenheit mit nutzen können. Doch wie intelligent ist ein Haus, wenn ich alles mit dem Smartphone steuern muss? Richtig, irgendwie hat das mit Smart nicht viel gemeinsam.

Warum muss ich 25 Schaltmöglichkeiten im Wohnzimmer haben? Warum nicht einfach eine Szene "Fernsehen" aufrufen und schon fährt die Jalousie passend, die Beleuchtung wechselt die Farbe und Dimmwerte automatisch und alles ist schön? Etwas mehr KISS könnte manchen Technikverliebten Menschen nicht schaden. Nicht selten das Ich 3-4 4-Fach Taster im Wohnzimmer ertragen muss. Wozu muss ich alle 12-16 Schaltmöglichkeit an einer Schaltstelle neben der Tür haben?

Smart Home wird oft zu einem Spielzeug, das Angeben vor Freunden dass man alles einzeln mit dem Tablet steuern kann wird wichtiger als der Nutzen dieser noch relativ teuren Anlagen. Die Vorteile bleiben dabei auf der Strecke, z.B. wird oft auf eine Wetterstation verzichtet, als Ausgleich wird das Licht im Abstellraum dafür dimmbar gemacht.

Smart Home, aber richtig!

Eine Wetterstation ermöglicht es z.B. einfach bestimmte Dinge zu automatisieren, einige davon können auch ordentlich Energie sparen oder sind einfach nur angenehm:

  • Rollladen bei großen Außentemperaturen automatisch auf der Sonnenseite absenken.
  • Rollladen im Winter sobald die Sonne verfügbar ist (und man ausgeschlafen hat) nach oben Fahren um die Sonne (und deren Wärme) zu nutzen.
  • Rollladen steuern den Einfall der Sonne, die Sonne macht Licht, man denke nur mal daran, wie viel Energie man durch die Nutzung der Sonne sparen könnte.
  • Lichtschächte im Dach von Flachbauten können zur Belüftung automatisch geöffnet werden.
  • Einschalten einer Wegebeleuchtung (LEDs) bei Dämmerung oder Dunkelheit.
  • Automatisches Abschalten diverser Beleuchtung in Abhängigkeit der Außenbeleuchtung und dem Status der Rollladen.
Das waren nur die gängigsten Beispiele, einige davon lassen sich auch nicht auf jeden Gebäudetyp anwenden. Ein Passivhaus hat andere Anforderungen als ein Niederenergiehaus, und bei einem sanierten Altbau ist alles komplett anders.

Auch sehr beliebt ist der Zentral-AUS Schalter der durch seine Betätigung die Frage "Ist das Licht oben noch an?" erübrigt. Die Raumtemperatur in Abhängigkeit der gewohnten Anwesenheit zu steuern ist fast schon langweiliger Standard. Bewegungsmelder oder Präsenzmelder sorgen in einigen Räumen dafür, dass Licht nicht länger als unbedingt erforderlich brennt. Durch zusätzliche Sensoren und Aktoren sind die Möglichkeiten beinahe grenzenlos, wobei nicht alles, was möglich ist, auch sinnvoll ist.

Früher haben einige Menschen Netzfreischalter gekauft um die Leitungen in ihren Schlafräumen spannungsfrei zu schalten, egal was man davon halten mag, aber mit einer ordentlichen Elektroinstallation und einem Hauch Smart Home lässt sich der Elektrosmog in den eigenen 4 Wänden eindämmen.

KNX als Standard

In den letzten Jahren gab es viele verschiedene Systeme unterschiedlicher Hersteller, welche oft inkompatibel zueinander sind. Auch die großen Energieversorger sind (leider) auf diesen Zug aufgesprungen, und bieten teils abenteuerliche Konstruktionen als Lösung für den Wunsch nach einem Smart Home an. Doch stirbt ein herstellerspezifischer Standard sitzt man als Kunde auf dem Trockenen. Man sollte sich also immer an Standards orientieren, im Bereich der Gebäudeautomatisierung ist dies vor allem der KNX (früher EIB) Bus.

KNX ist ein Bussystem welches schon einige Jahrzehnte (wenn auch früher unter anderem Namen) als Standard hinter sich hat und viele Hersteller vereint. Es gibt innovative Produkte der großen Hersteller aus dem Elektrobereich, und auch zunehmend Lösungen von kleinen aber kreativen Unternehmen. Der KNX Bus hat sich bewährt, vor allem Unternehmen setzen für Neubauten überwiegend auf die Installation mittels KNX Bus. Vorteil vom KNX ist hauptsächlich die große Auswahl an verfügbaren Sensoren und Aktoren. Sensoren sind z.B. Lichtschalter, Präsenzmelder oder eine Wetterstation, die Dinge die geschaltet werden können oder etwas verändern, nennen sich Aktoren.

Alternativen zum KNX sind natürlich vorhanden, aber überwiegend etwas für Menschen, die gerne Basteln oder experimentierfreudig sind. Von SPS Steuerungen im Verteilerschrank und recht hässlichen (aber wohl sehr billigen) Schaltern über wirklich toll gemachte Lösungen findet man hier alles. Leider ist man meist von einem bestimmten Hersteller abhängig, kündigt dieser seine Lösung nach 3-4 Jahren ab steht man im Regen. Die meisten Gebäude stehen deutlich länger als der Produktlebenszyklus eines Herstellers dauert. Durch die Normung vom KNX können hier einfach verschiedene Hersteller gemischt werden.

Einige der Lösungen werden auf eine sehr ähnliche Art und Weise verkabelt, andere Unterscheiden sich in der Topologie und Technik deutlich. Verzichten sollte man in jedem Fall auf Funklösungen, denn wer Funk im Neubau verwendet hat beim Planen wohl geschlafen.

Fazit

Smart Home kann Fluch und Segen zu gleich sein, wie in vielen anderen Bereichen kommt es vor allem auf die korrekte Umsetzung an. Die kurzfristige Ersparnis bei der Erstinstallation kann sich schon nach wenigen Jahren teuer bemerkbar machen. Eine DIY Lösung, die heute noch total toll ist, kann morgen schon keinen Spaß mehr machen, Änderungen sind immer mit Kosten verbunden, sobald man an die Hardware geht.